Ein Blick zurück auf die Anfänge von KidsgoMINT – im Interview mit einem MINT-Botschafter der ersten Stunde

Beim Interview gab es ein Wiedersehen zwischen Vincent Berger und Max, dem Maulwurf.

Als 2011 der Grundstein für die Bildungsinitiative KidsgoMINT gelegt wurde, war er in der ersten Reihe dabei: Vincent Berger hat als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl Technologie und Didaktik der Technik an der Universität Duisburg-Essen an der Auswahl und kindgerechten Aufbereitung der 16 Versuche für die Experimentierboxen mitgewirkt. Seit Mai 2016 unterrichtet der ehemalige MINT-Botschafter des zdi-Zentrums MINT-Netzwerk Essen selbst Technik, Mathematik und Physik in Recklinghausen. Ein guter Zeitpunkt für einen Rückblick.

Wie sind Sie mit KidsgoMINT in Berührung gekommen?

Vincent Berger: Während meines Studiums am Lehrstuhl Technologie und Didaktik der Technik an der Universität Duisburg-Essen ist Prof. Dr. Martin Lang auf mich zugekommen – mit dem Angebot, als studentische Hilfskraft an dem Projekt mitzuwirken. Meine Aufgabe war es, in Abstimmung mit ihm Experimente auszuwählen und sie didaktisch so aufzubereiten, dass sie für Kinder im Vorschulalter geeignet sind.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Auswahl getroffen?

Vincent Berger: Von Prof. Dr. Lang hatte ich bestimmte Vorgaben erhalten. Zum Beispiel die, dass Themenfelder wie Schatten, Magnetismus oder auch Elektrizität auf jeden Fall berücksichtigt werden müssen. Irgendwann hatte ich einen Pool von 40 Experimenten zusammen, den wir Stück für Stück reduziert haben. Schließlich ging es dann in die Pilotphase, in der wir die ausgewählten Versuche in verschiedenen Kindertagesstätten ausprobiert haben.

Damit war Ihre Arbeit beendet…

Vincent Berger: Im Grunde genommen ja. Ich hatte aber so viel Herzblut in die Auswahl und Aufbereitung der Experimente gesteckt, dass ich das Projekt sehr gerne weiter als MINT-Botschafter begleitet habe.

Was macht so ein MINT-Botschafter?

Vincent Berger: Inzwischen sieht das Konzept vor, dass die Botschafterinnen und Botschafter die Erzieherinnen und Erzieher in der Nutzung der Experimentierboxen schulen und selbst nicht mehr vor Ort sind. Am Anfang von KidsgoMINT war das noch anders: Wir sind in der Regel einmal pro Woche in die Kitas gegangen und haben die Experimente mit den Mädchen und Jungen durchgeführt – unterstützt natürlich von Max, dem Maulwurf. Ein Jahr lang war ich in der städtischen Kindertagesstätte Flözstraße im Einsatz, dann bin ich an die Weserstraße gewechselt.

Wie haben die Kinder auf Max und seine technisch-naturwissenschaftlichen Fragestellungen reagiert?

Vincent Berger: Das war ehrlich gesagt ganz unterschiedlich. Einige von ihnen waren noch nie mit Experimenten in Berührung gekommen und entsprechend zurückhaltend. Aber als diese erste Scheu vorüber war, waren sie mit Feuereifer dabei. Die Augen haben richtig gefunkelt, wenn bei einem Versuch etwas geklappt hat, was sie sich mit ihrem Wissen noch nicht erklären konnten. Das war eine sehr schöne Erfahrung.

Welches war Ihr Lieblingsexperiment?

Vincent Berger: Definitiv der Versuch mit dem gefüllten Wasserglas und dem Bierdeckel. Das wollten die Kinder natürlich immer auch selbst ausprobieren – und haben für die ein oder andere Überschwemmung gesorgt, weil sie doch mal am Bierdeckel ruckeln mussten.

Nach zwei Jahren war dann aber Schluss…

Vincent Berger: Mein Studium und auch das anschließende Referendariat am Helmholtz Gymnasium in Essen haben sehr viel Energie gekostet. Da blieb leider keine Zeit mehr für KidsgoMINT.

Haben Sie denn noch Berührungspunkte zu der Initiative?

Vincent Berger: Bei der ein oder anderen Veranstaltung im MINT-Bereich sind Max und ich uns nochmal über den Weg gelaufen – und ich bin ziemlich stolz auf das, was sich aus meiner Arbeit entwickelt hat. 2011 sind wir mit nur vier Essener Kitas gestartet. Inzwischen setzen über 120 auf KidsgoMINT – darunter sowohl städtische Kindertagesstätten als auch Einrichtungen vom Essener Kinderschutzbund und vom VKJ Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V. Und immer noch sind die Experimente im Einsatz, die ich damals aufbereitet habe.

Wie sollte es Ihrer Ansicht nach mit der Initiative weitergehen?

Vincent Berger: Ich fände es schön, wenn KidsgoMINT auch über die Stadtgrenzen Essens hinaus aktiv würde. Dort könnte man in Zukunft ansetzen.

Inzwischen sind fast 100 Essener Kitas an der Initiative KidsgoMINT beteiligt. Neben den städtischen Einrichtungen kommen drei weitere Träger hinzu: der VKJ Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet e.V., der KiTa Zweckverband im Bistum Essen und der Deutsche Kinderschutzbund Essen e.V. Zu verdanken ist das der RWE Bildungsinitiative 3malE. Sie unterstützt KidsgoMINT mit der Zielsetzung, junge Menschen für Energie- und Technikthemen zu begeistern.